Einzigartige Jugendherbergs-Sammlung jetzt in Altena
Kreisarchiv übernimmt die Sammlung Hans Ermert
Märkischer Kreis. (pmk) 30 Kubikmeter umfasst die Sammlung Ermert zur Geschichte des Jugendherbergswesens, die jetzt beim Kreisarchiv angeliefert wurde.
Die Übernahme von Akten gehört zum Tagesgeschäft im Kreisarchiv des Märkischen Kreises in Altena. Angesichts von 30 Kubikmetern Ansichtskarten, Fotos, Wanderführern, Sammelalben und Gegenständen, die Kreisarchivleiterin Dr. Christiane Todrowski jetzt in Empfang nahm, musste sie aber tief durchatmen. „Eine Sammlung dieser Größe und Qualität einzulagern, zu inventarisieren und zu erforschen wird in meinem Berufsleben wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben“, kommentiert die Fachfrau den Zuwachs.
60 Jahre gesammelt
Bei der Sammlung handelt es sich um das Lebenswerk von Hans Ermert aus Herdorf (Rheinland-Pfalz). In dessen Einfamilienhaus hatte der eingefleischte Jugendherbergsbesucher und passionierte Sammler mehr als 60 Jahre lang Objekte und Dokumente zur Geschichte des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) zusammen getragen. Wann immer eine Herberge ihre Ausstattung modernisierte oder ihre Pforten schließen musste, war Ermert zur Stelle, um das historische Inventar vor der Vernichtung zu retten. So entstand im Verlauf der Zeit das größte Privatmuseum mit Objekten zum Thema Jugendherbergen und lockte Fans aus dem In- und Ausland nach Herdorf. Ob metallene Doppelstockbetten oder enge Spinde, ob klobiges Koch- und Essgeschirr, Essensmarkenautomaten oder kratzige Wolldecken nebst Hinweisschild zum korrekten Falten – nirgendwo sonst auf der Welt gab es so viele Erinnerungsstücke aus einer Zeit zu bestaunen, in der der Komfort in Jugendherbergen nur einfachsten Ansprüchen genügen musste.
Als der mittlerweile 82-jährige Ermert gemeinsam mit dem DJH-Vorstand zu überlegen begann, wie und wo seine einzigartige Sammlung für die Nachwelt erhalten werden könnte, lag der Gedanke nahe, sie nach Altena zu bringen. Hier, wo Richard Schirrmann am 27. Juni 1914 auf der Burg Altena die erste Jugendherberge der Welt einrichtete, wäre sie eine perfekte Ergänzung des Museums Weltjugendherberge. Beim Märkischen Kreis stieß das Angebot des DJH-Vorstandes und des Hauptverbandes Westfalen-Lippe auf offene Ohren. So wurde im Juni 2008 die Vereinbarung zur Übernahme der Sammlung Ermert unterzeichnet.
Mammutaufgabe für Kreisarchivarin
Für das Kreisarchiv bedeutet die Inventarisierung der abertausenden Einzelstücke eine enorme Herausforderung. „Ohne zusätzliche personelle Unterstützung wäre die Aufgabe nicht zu bewältigen“, stellt Kreishistorikerin Dr. Christiane Todrowski fest. Umso mehr freut es sie, dass das DJH die Personalkosten für einen versierten Kreismitarbeiter im Rahmen von zehn Stunden pro Woche übernimmt. Befristet bis spätestens Ende 2018 soll mit dessen Hilfe die „Mammutaufgabe“ gelöst werden, alle Objekte und Archivalien fach- und sachgerecht zu verzeichnen. „Während die Ansichtskarten von Jugendherbergen aus aller Welt, Fotos und Bücher großenteils wohl geordnet sind, wird die Inventarisierung der musealen Objekte zeitaufwändig. Wie viele begeisterte Sammler weiß Hans Ermert alles über die Herkunft seiner Schätze, hat dies aber leider nie dokumentiert.“ Der rüstige Rentner hat seine Unterstützung aber fest zugesagt, und er freut sich bereits darauf, im nächsten Jahr das neue Domizil seiner Sammlung zu besichtigen.
Untergebracht wird die Sammlung Ermert in einem dafür vom Kreis bereitgestellten Raum im Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg in Altena. Hier überwachte Dr. Christiane Todrowski zusammen mit DJH-Stiftungsvorstandsmitglied Lothar Molin die Anlieferung. Die fünf Mitarbeiter der Detmolder Spedition Herbst lösten das für Menschen aus dem Lipperland ungewohnte logistische Problem der steilen Hangauffahrten im Sauerland bravourös und lenkten ihre zwei dreieinhalb Tonnen schweren Umzugswagen heil durch jede enge Kurve. Belohnt mit der idyllischen Aussicht auf die vis-à-vis liegende Burg, die Stadt Altena und die Lenne versicherten sie daraufhin: „Wir kommen bestimmt wieder, um uns die schöne Gegend in Ruhe anzuschauen.“