SPD initiiert Runden Tisch –
Volles Haus bei offener Fraktionssitzung
Volles Haus zur „offenen Fraktionssitzung“ der SPD Altena: Über 60 Rahmeder saßen am Donnerstag, 18. April, im Haus Zagreb, um mit der SPD zu reden. Am Ende der 90 Minuten standen wieder etwas mehr Aufbruchstimmung und ein Termin für einen runden Tisch: Am 29. Mai sollen alle Rahmeder Vereine und Politiker über die Möglichkeit reden, die Turnhalle an der Hauptschule zu erhalten.
- Aldi: zu.
- Turnhalle in Zum Hohle: verkauft.
- Bürgerhaus Rahmede: Die Katholische Kirche will es verkaufen.
- Hauptschule: läuft spätestens 2016 aus.
Hat die Rahmede noch eine Zukunft?
„Hat die Rahmede noch eine Zukunft?“, lautete deshalb die berechtigte Frage der SPD. Das wollten die Genossen aber nicht hinter verschlossenen Türen diskutieren, sondern öffentlich und mit den Bürgern. Die Resonanz überraschte die Genossen.
Erst drehte sich die Diskussion um die unzähligen Schlaglöcher, dann um den Verlust der einzigen Schule vor Ort. Doch Irmgard Ibrom schaffte es irgendwann, den Blick auf das größere Dilemma zu richten: Die sterbende Infrastruktur in dem Tal zwischen Altena und Lüdenscheid. „Wir würden gerne Ihre Ideen hören“, appellierte der zweite stellvertretende Bürgermeister Reiner Kemmerling an die Kreativität der Bürger.
Die Turnhalle an der Hauptschule entwickelte sich zum Dreh- und Angelpunkt des teilweise erhitzten Gespräches. Denn so viel scheint klar: Wenn die Hauptschule spätestens 2016 ausläuft, wird sie für den Schulsport nicht mehr benötigt. Die Bezirksregierung in Arnsberg wird kaum erlauben, dass die Stadt dann die Halle nur für den Breitensport weiter betreibt. Dann hätte nicht nur der RTV ein Problem, der sein Domizil in „Zum Hohle“ verloren hat, sondern auch der TuS Mühlenrahmede, der Ski-Club Rahmede und die VHS Rahmede.
SPD-Ratsherr Wolfgang Wilbers formulierte es schließlich: „Wäre es nicht möglich, das sich alle Vereine zusammen tun und diese Halle übernehmen?“ Beim einst städtischen Erholungsheim auf Juist funktioniere es schließlich auch, dass ein Verein den Betrieb managt. Halle oder Nebenräume könnten für private Feiern vermietet werden. Und auch für die Rahmeder Senioren, die um das Bürgerhaus am Paulusweg bangen, wäre Platz. Lutz Vormann forderte die Bürger auf, für die Halle zu kämpfen. Pfarrer Thorsten Brinkmeier brachte es auf den Punkt: „Man braucht Begegnungsräume. Aber es muss Engagement aus dem Stadtteil selber kommen!“
Brinkmeier, der als Seelsorger auch in der Nachbargemeinde Oberrahmede arbeitet, verwies auf die Schließung der Grundschule am Dickenberg. Weniger die nötige Schließung als vielmehr die mangelnde Kommunikation hätten dort für Unmut gesorgt. Brinkmeier: „Besser ist es, die Bürger mit ins Boot zu holen, statt hinter verschlossenen Türen zu beschließen.“
Ein wenig ging die Diskussion hin und her, ob die Stadt oder die Rahmeder die Initiative ergreifen müssten.
Am Ende ging die SPD auf das Angebot des evangelischen Pfarrers ein, bei ihm im Gemeindehaus einen Runden Tisch zu initiieren. Daran sitzen sollen die Vereinsvorstände und alle Parteien. Die SPD lädt ein, die Initiative soll jedoch überparteilich sein. Für dieses Ergebnis gab es dann sogar den Beifall der Runde. Christof Hüls
Termin: 29. Mai, 18.30 Uhr, Evangelisches Gemeindehaus Am Stockey, Runder Tisch.
Und die Schlaglöcher in der Rahmedestraße?
Die Rahmedestraße ist Sache des Landesbetriebes. Die SPD-Vorsitzende hatte mit Straßen.NRW gesprochen. Deren Sprecher machte keine Hoffnung auf Abhilfe. Andere Straßen seien in noch schlimmerem Zustand. 2013 passiert nichts. Außer: Vielleicht etwas Flickwerk und im Zweifel ein weiteres Tempolimit. Bisher darf man noch mit 50 durch die Löcher „jagen“.
Kommentar: Wachgeküsst
„Märchenhafte Rahmede“. Ortsvorsteher a.D. Werner Thiele hatte unübersehbar ein Transparent über den Vorstandstisch gehängt.
Darunter stand „Ich fühle mich wohl in der Rahmede“, ergänzt durch ein kleines Extra-Schild „noch“. Etwas unscheinbarer hingen die alten Plakate vom „Tanz in den Mai“ (2007) oder den legendären Stadtteilfesten (das erste 1988) an der Wand. Sie erinnerten an ein konstruktives Miteinander in der Rahmede, damals.
Es war einmal …
Zurück in die Zukunft: Die Chance, sogar mit öffentlicher Förderung das Gemeinwohl anzukurbeln, ist verschenkt. Ein Bundesmodell-Vorhaben unter dem Titel „Altersgerecht umbauen“ hätte zumindest die fachliche Beratung und Begleitung finanziert. Vor etwa 18 Monaten hatte Stadtplaner Roland Balkenhol bei einer SPD-Versammlung diese Möglichkeit angeboten. Niemand fühlte sich angesprochen.
Vorbildlich haben es die Bürger in Dahle, am Knerling und Evingsen vorgemacht und den Schulterschluss gewagt. „Gemeinsam sind wir stark“, lautet dort die Devise. Auch am Nettenscheid entwickelt sich gerade Eigeninitiative in einem Ortsteil, der nie eine eigene Identität entwickeln konnte. Doch zwischen Claas-Kurve und Grünewiese schaute nur jeder auf seinen eigenen Club. Das könnte sich rächen.
Denn auch der am Donnerstag zu hörende Ruf nach dem Staat verhallt in der leeren Stadtkasse. Stadt oder Staat können keine Rundum-Versorgung mehr bieten. Wer sich jetzt nicht mit anderen zusammen schließt und Initiative ergreift, der braucht sich nicht wundern, wenn alles rundherum schließt. Auch Kommunalpolitik ist Ehrenamt. Und die Stadtverwaltung schrumpft und schrumpft. Die Konzentration auf die Stadtmitte scheint deshalb der Not gehorchend der einzige Weg.
Fast könnte man meinen: Die SPD hat die Rahmede wieder wach geküsst, so viele zeigten am Donnerstag Interesse. Die SPD ist jedenfalls in eine wichtige Bresche gesprungen und füllt eine Lücke der einst beispielhaften Einwohnerversammlungen. Die gewaltige Resonanz zeigt, dass die Bürger das wollen.
Das Happy End fehlt aber noch.
Und wenn sie nicht gestorben ist, die Rahmede, …
Christof Hüls
ZITATE des Abends:
Wenn die Sattelschlepper durch die Schlaglöcher donnern, rappeln bei uns die Tassen im Schrank.“ Ein Anwohner der Rahmedestraße.
„Danke, dass sich die Bürger bei Euch ausweinen dürfen!“ Das Lob von Werner Thiele, ehemaliger Ortsvorsteher der Rahmede, an den Vorstand der SPD. „Der Bürgermeister hat dafür offenbar kein Faible.“
„Es war keiner von Ihnen da, als wir gekämpft haben!“ Vorwurf an die SPD aus dem Munde des Elternpflegschaftsvorsitzenden der Hauptschule Rahmede, Kopatz.
„Mir blutet das Herz, dass man investiert hat und die Schule nun aufgeben muss“, räumte SPD-Ratsherr Wolfgang Wilbers ein, dass am Nüggelnstück ein praktisch komplett saniertes Schulgebäude demnächst leer steht.
„Wenn das alles rückabgewickelt werden müsste, wissen Sie, wo Sie Ihr Kreuz machen müssen!“ Aufforderung von Lutz Vormann, auf den offenbar noch nicht vollends abgeschlossenen Verkauf der Turnhalle in „Zum Hohle“ zu reagieren.
„Wo sind die, die sich hier haben wählen lassen?“ Mit Beifall der Versammelten honorierte Frage von Werner Thiele, warum die CDU-Ratsleute in der Rahmede nichts tun.
„Der Kauert sind ja beim Hollstein auf dem Schoß!“ Bernhard Vormann, 2. Vorsitzender des Rahmeder Turnvereins, über die die aus seiner Sicht Hörigkeit des Stadtsportverbands-Vorsitzenden gegenüber Bürgermeister Dr. Hollstein.
Zur Sache: Ein Gedicht von Klaus Kögler
Altena, dein Weltruf der verblasst,
den du damals mit der Rahmede erschaffst.
Von Mühlenrahmede bis Steinernen Brücke,
eine Drahtrolle nach der anderen die Rahmede schmückte.
Von Oberbrügge bis Mühlenrahmede, die Osemundhämmer tätig waren.
Die Wälder rings umher reichten bald für die Holzkohle nicht mehr,
so kam die Holzkohle man glaubt es kaum,
damals aus dem Kölner Raum.
Das Eisen aus dem Siegerland und das ist wahr,
kam über die Südwestfalische Eisenstrasse bis nach Altena.
Osemund, das war der Grund das der Stahl aus Altena,
noch besser als der aus Schweden war.
Aus dieser Zeit gibt’s eine tolle überlieferte Qualitätskontrolle.
Aus Altena ein Zwölftelstab bei 1700 Pfund zerbrach
Damals tat man es dann kund, beim Schwedenstahl fehlten 80 Pfund.
Nun das ist jetzt lange her, Hammerwerke gibt’s hier nicht mehr.
Doch mein liebes Altena zeigst du dein wahres Gesicht,
wie dankbar du deiner Rahmede bist.
Als Stiefkind von Altena, steht heute die Rahmede da.
Dabei hat man nicht bedacht, das die Rabmede erst Altena
berühmt gemacht.
Doch oh Graus, wie sieht’s heut mit der Rahmede aus.
Der Fuchsbau einst ne schöne kleine Kneipe,
ist nur noch für Ratten eine Bleibe.
Ob Turnen, Kino oder Tanz es war einmal,
im größten Saal vom Rahmedetal,
heut erinnert nur noch an diese,
ein eingefallenes Dach und eine Bauruine.
Und neben an oh Schreck
ist jetzt auch noch die Turnhalle weg.
Es gibt auch hier und das ist sehr schwer,
zum Hohle bald nicht mehr die Feuerwehr.
Ja in Mühlenrahmede die Schule hat noch drei Jahre,
dann schlägt auch hier die letzte Stunde.
Mit dieser Politik geht es bergab zuerst die Rahmede und dann die Stadt,
auch wenn sie einen Aufzug hat.
Einen Vorschlag hab ich noch für die Stadt,
die ja für die Rahmede sonst nichts übrig hat.
Nehmt das Geld vom Verkauf der Turnhalle zum Hohle,
und kauft von der Katholischen Kirche das Bürgerhaus,
dem Heimatverein, dem Seniorenkreis „Gute Laune“ und den
Bürgern der Rahmede zum Wohle.
ja …….vermisse die Rundschau mit Ihren objektiven Berichten, freue mich aber auf dieser Seite entschädigt zu werden.