Kreis schließt Berufliche Schulen in Altena

Die Dependance des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs in Altena ist 2017 Geschichte. Foto: Ilona Gruß/Märkischer Kreis

Die Dependance des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs in Altena ist 2017 Geschichte. Foto: Ilona Gruß/Märkischer Kreis

(pmk/eb). Der Märkische Kreis schließt seinen Schulstandort Altena.  Alle dort bisher unterrichteten Bildungsgänge sollen am Hauptstandort des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs in Halver-Ostendorf zusammen gezogen werden. Das hat der Schul- und Sportausschuss des Kreises am Mittwoch (9. Oktober) beschlossen, so die Mitteilung der Kreis-Pressestelle.

Zum Ende des Schuljahres 2016/2017 soll der Märkische Kreis die Schuldependance an der Bismarckstraße schließen. Diesen Beschluss fasste der Ausschuss mit großer Mehrheit – CDU und SPD stimmten dafür, die kleinen Fraktionen von FDP, UWG, Bündnis90/Die Grünen und Die Linke votierten dagegen.

Betroffen von der Verlegung wären die Bildungsgänge Einzelhandelskaufmann/-frau, Industrie-kaufmann/-frau, die einjährige Berufsfachschule mit Fachoberschul-Reife, Höhere Handelsschule, Berufsgrundschuljahr sowie Allgemeine Hochschulreife BWL. Diese Bildungsgänge besuchen aktuell 472 Schülerinnen und Schüler – die selben Bildungsgänge nutzen in Halver-Ostendorf noch einmal 976 Jugendliche. Diese Zahlen gehen aus der Verwaltungsvorlage für die Sitzung hervor. Fachbereichsleiter Eckehard Beck brachte die aktuellsten Anmeldezahlen für das Berufskolleg in Halver-Ostendorf mit in die Sitzung. „Im Oktober waren es 2.030, 60 weniger als bisher.“ Das Schließungsdatum ermöglicht es immerhin allen dort bisher eingeschulten Schülern, in Altena ihren Schulabschluss zu machen. Der längste Bildungsgang ist das Wirtschaftsgymnasium. In drei Jahren führte es Schüler/innen zur Allgemeinen Hochschulreife und vermittelte dabei gleichzeitig eine kaufmännische Grundbildung.

Einst landesweit beachtete Versuchsschule

Mit diesem Bildungsgang sorgte die einst in Altena angesiedelten „Kaufmännischen Schulen“ (später „Berufliche Schulen Lennetal des Märkischen Kreises“) landesweit für ein Novum. Einzelne Schüler kamen sogar morgens mit dem Zug aus Siegen, um dieses Abi zu machen. Das damals als Schulversuch angelegte, berufsorientierte Abitur gibt es inzwischen auch in anderen Zweigen. Nach der Einführung von G8, dem Abi nach 12 Schuljahren, stieg das Interesse an diesem Bildungsweg noch einmal vor allem unter Haupt- und Realschülern. Denn die haben auf diesem Weg ein Jahr länger Zeit, die nötigen Punkte für den Kampf um einen Studienplatz zu sichern. Altena ist bisher eine der wenigen Kleinstädte mit zwei Gymnasien.

Aus der Burgstadt selbst besuchten in den letzten Jahren immer weniger Schüler die Vollzeit-Klassen. Jugendliche aus Werdohl und Plettenberg überwogen. Dort gab es einst ebenfalls Standorte der „Beruflichen Schulen Lennetal“. Der Schulweg das Lennetal hinauf per Bahn war bequem und schnell. Der umständliche Weg zum Berufskolleg nach Ostendorf – auf halbem Weg zwischen Halver und Lüdenscheid gelegen – dürfte deutlich weniger Schüler/innen locken. Direkte Busverbindungen gibt es bisher überhaupt nicht.

SIHK hat keine Einwände

Die Schulverwaltung teilte den Auschussmitgliedern ebenfalls mit, dass die angehörten 122 Industrie- und Handelsbetriebe sowie die SIHK und der Arbeitgeberverband eine Zusammenlegung der Bildungsgänge in Halver als unkritisch betrachten würden. Die Raumkapazität in Ostendorf reiche aus, Nachteile für den Unterricht seien nicht zu erwarten. Im Gegenteil, eine Zentralisierung der Bildungsgänge am Schulstandort Halver führe vorrangig sogar zu einer Verbesserung der Ausbildung im Hinblick auf die Qualität und Quantität. Nach derzeitigem Stand ergebe sich für den Kreis zudem eine Kosteneinsparung in Höhe von 100.000 Euro jährlich. Alle Schülerinnen und Schüler, die zurzeit in Altena unterrichtet werden, können dort ihre Ausbildung planmäßig abschließen. Für die Folgenutzung des Schulgebäudes soll ein Gesamtkonzept erarbeitet werden.

Widerstand gegen die Schließungspläne formierte sich bei den kleinen Fraktionen. Alle baten darum, das Thema noch einmal ausführlich zu beraten. Bündnis 90/Die Grünen prognostizierten, es fehlten nach der Zusammenlegung 13 Räume in Halver-Ostendorf. Sie befürchten sogar, dass Schüler in Nachbarkreise abwandern könnten. „Schulschließungen macht man nicht mal eben so“, kam von der Vertreterin Die Linke. Auch die UWG hatte noch Beratungsbedarf und kündigte ihr Nein zur Zusammenlegung an. Nun beschäftigen sich noch der Kreisausschuss und der Kreistag mit dem Thema.

Mit sehr großer Mehrheit beschlossen die Ausschuss-Mitglieder einige neue Bildungsgänge am Hönne-Berufskolleg des Kreises in Menden, am Gertrud-Bäumer-Berufskolleg in Lüdenscheid, am Berufskolleg für Technik in Lüdenscheid sowie zwei des Hönne-Berufskollegs in der JVA in Iserlohn. Lediglich die FDP votierte dagegen. Sie sieht unter anderem durch die Einrichtung des Bildungsgangs „Allgemeine Hochschulreife/Gesundheit“ am Hönne-Berufskolleg den Standort Menden der Placida-Schule gefährdet. Zudem beklagen die Liberalen, dass immer mehr Ausbildung von den Betrieben in die Schulen verlagert werde.

Immer mehr leere Schulgebäude in Altena

Der Beschluss, die Aula am Altenaer Berufskolleg abzureißen, deutete bereits auf eine bevorstehende Schließung hin. Auch hatte der Kreis bereits Fremdnutzungen, beispielsweise die Lagerung von Archivmaterial anderer Kommunen, gekündigt. Vertreter der Stadt Altena schauten sich das Gebäude an der Bismarckstraße an, um Nutzungsmöglichkeiten zu prüfen. Doch die Stadt hat offenbar keine Verwendung. Was aus dem leeren Gebäude wird, steht auf einem anderen Blatt. Da es in der Burgstadt schon jetzt und demnächst weitere leerstehende Schulgebäude gibt, besteht kaum Aussicht auf einen Verkauf.

Schreibe einen Kommentar