Bagger zertrümmert Aula am Berufskolleg – B236 gesperrt

Der erste Schritt zur Schließung

Der Bagger hat am Samstag sein Werk begonnen: Im Auftrag des Märkischen Kreises zertrümmert er die Aula des Berufskollegs.

Der Bagger hat am Samstag sein Werk begonnen: Im Auftrag des Märkischen Kreises zertrümmert er die Aula des Berufskollegs.

An diesem Wochenende rollen die Abrissbagger zum Altenaer Berufskolleg, um die Aula abzureißen. Die gesamte Woche bleibt die B 236 unterhalb des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs gesperrt.
Ilona Gruß vom Gebäudemanagement des Märkischen Kreises erklärt: „Aus Sicherheitsgründen wird die Lüdenscheider Straße während der Abrissarbeiten am Berufskolleg  bis zum 18. August voll gesperrt und die Bahntrasse mit Bauzaun und Planen zusätzlich geschützt.“ Für den Schwerlastverkehr wird eine weiträumige Umleitung eingerichtet. Alle anderen Fahrzeuge können die Lenneuferstraße nutzen.

Ab sechs Uhr morgens soll es am Samstag losgehen: „Erst wird die Lüdenscheider Straße unterhalb des märkischen Berufskollegs gesperrt und zum Schutz der Fahrbahn mit einem Fließband abgedeckt. Dann müssen wir uns an dem steilen Abhang erst eine Zuwegung aus Schotter bauen, bevor der Bagger in Aktion treten kann“, erläutert Siegmund Müller von Müllertiefbau aus Nachrodt-Wiblingwerde die vorbereitenden Arbeiten. Wie eine Art Schutzwall werden Container für den Bauschutt entlang der Straße aufgestellt.

Immer zwei Sicherheitsleute vor Ort

„Die Sicherheit der Bahntrasse hat für uns höchste Priorität. Daher stehen unten auch immer zwei Sicherheitsleute, die über Funk mit den beiden Maschinisten in Kontakt bleiben und die Abbrucharbeiten überwachen“, betont der Ingenieur. Binnen einer Woche müssen die gröbsten Abbrucharbeiten erledigt sein, so das Gebäudemanagement. Gearbeitet wird daher von morgens bis abends grundsätzlich solange es hell ist. Die Geräuschentwicklung soll sich dabei in Grenzen halten. Die Bagger arbeiten mit Scherenarmen, die gezielt Stücke aus den Betonwänden lösen. Dabei wird die Rückwand im Keller stehenbleiben und der Keller entsprechend der natürlichen Hanglage mit dem pulverisierten Beton aus dem Abbruch auf-gefüllt und mit rekultivierbarer Erde abgedeckt.

Ilona Gruß vom Gebäudemanagement und Siegmund Müller besichtigen die Baustelle, Foto Erkens

Ilona Gruß vom Gebäudemanagement und Siegmund Müller besichtigen die Baustelle, Foto Erkens

„Wenn wir unseren Zeitplan nicht einhalten, müssen auch Nachtschichten gefahren werden“, meint die Architektin Gruß. Voraussichtlich ab dem 19. August soll dann eine halbseitige Sperrung der Bundesstraße reichen, um die restlichen Arbeiten abzusichern. Bis zum 31. August – rechtzeitig vor Schulbeginn – soll alles fertig sein.

Den ersten Teil der Schulferien hat die Tiefbaufirma dazu genutzt, das Gebäude zu entkernen. Dafür mussten die Arbeiter das Dach von der Dachpappe befreien, die Holzvertäfelung, Fenster, Türen und den Fußboden entfernen sowie die Lüftungsanlage im Keller ausbauen. Aufwändig war dabei vor allem die fachgerechte Entsorgung der Asbestzementplatten im Keller. „Da konnten wir nur mit Schutzanzügen und Atemmasken rein. Sobald Sie diese Platten bearbeiten, können sich gesundheitsgefährdende Asbestfasern lösen“, erläutert Müller.

Da die Stahlträger an der Buntglasfront marode sind, wurden dort zusätzliche Stützen eingebaut. Die Glasfront wird als erstes dem Bagger zum Opfer fallen. Sie wurde in den 60er Jahren von der Firma Nielsen als Blickfang für den Zweckbau errichtet. Die Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V. aus Mönchengladbach hat das Kunstwerk un-längst in seiner Liste erfasst und dokumentiert.

Sanierung zu teuer

Der Abriss der Schulaula wurde notwendig, da das Gebäudemanagement des Märkischen Kreises 2012 massive Schäden am Beton sowie starke Rissbildungen an den Stützen festgestellt hatte. Auch an den Giebelfassaden waren in erheblichem Umfang Risse und Abplatzungen aufgefallen. An einigen Stellen war Wasser hinter die Betondeckungen bis an die Eisenpfeiler gelaufen. „Aufgrund der erheblichen Schäden ist die Standsicherheit gefährdet“, so Ilona Gruß vom Gebäudemanagement.

Als Nächstes steht die Schule selbst auf der Kippe

Der Märkische Kreis wollte die in die Jahre gekommene Aula im vergangenen Jahr eigentlich renovieren. Dabei kamen jedoch erhebliche Betonschäden ans Tageslicht. Die Sanierung erschien dem Kreistag zu teuer. Also fiel der Abriss-Beschluss.

Das Berufskolleg – eine Außenstelle des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs in Halver-Ostendorf – steht als Nächstes auf der Kippe. Der Schulentwicklungsplan des Märkischen Kreises geht von massiv sinkenden Schülerzahlen aus. Vertreter der Stadt Altena besichtigten das Gebäude zwischen B 236 und Bismarckstraße bereits mit Hinblick auf die knappen Platzverhältnisse der interkommunalen Sekundarschule. Doch die Stadt Altena sieht an dem Standort keine Verbesserungsmöglichkeiten.

Bereits zweimal in den vergangenen Jahren stand der Berufsschul-Standort Altena auf der Kippe. Beide Male demonstrierten Schüler und Lehrer gemeinsam in Schulausschuss oder Kreistag des Märkischen Kreises. Auf die Schließung zu verzichten, erwies sich damals als richtig. Die Schülerzahlen stiegen wieder an.

Viele Schüler aus Plettenberg

Gerade die heimischen Betriebe legen Wert auf eine ortsnahe Beschulung. Doch an der Bismarckstraße paukten nicht nur Berufsschüler/innen. Es gibt mehrere Vollzeit-Bildungsgänge. Mit dem Wirtschafts-Gymnasium (gymnasialer Zweig) bietet die Schule sogar eine echte Alternative zum Abitur am „allgemeinen“ Gymnasium. In kaum einer anderen Stadt von der Größenordnung Altenas gibt es zwei „Gymnasien“. Dennoch kamen in den vergangenen Jahren die wenigsten Schüler aus Altena oder Nachrodt-Wiblingwerde, sondern vor allem aus Werdohl und Plettenberg.

Nachtrag

Kreis will Schulstandort schließen
2017 geht das Licht aus: CDU und SPD setzten Schließung gegen Widerstand durch

Einst Sitz der „Beruflichen Schulen Lennetal“

Nach dem Neubau der Berufsschule in den Sechziger Jahren sorgte die Einrichtung landesweit für Aufsehen. Damals hatten die „Beruflichen Schulen Lennetal“ mit ihren drei Standorten Altena, Werdohl und Plettenberg ihren Sitz in diesem Gebäude. Als eine von wenigen Versuchsschulen richteten die Beruflichen Schulen einen Gymnasialen Zweig der Höheren Handelsschule ein (das heutige Wirtschaftsgymnasium). Das Modell bewährte sich offenbar und inzwischen gibt es an vielen Berufskollegs im Land die Möglichkeit, ein berufsorientiertes Voll-Abi zu machen.

Text: Märkischer Kreis/Christof Hüls

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